Auf Madagaskar gibt es ganz besondere
Familientreffen: Alle paar Jahre holen die
Lebenden ihre toten Verwandten aus der Gruft und
berichten ihnen die neusten Neuigkeiten - eine
Tradition mit Tücken.
Gleich wird Mirana ihren Vater treffen. Sie wird
ihn in die Arme schließen und ihm Neuigkeiten
aus ihrem Leben erzählen. Vom Job, der neuen
Wohnung und von der Hochzeit, bei der er nicht
anwesend sein konnte. Ihr Vater wird nicht
antworten. Er ist seit über drei Jahren
tot.
Trommelschläge hallen über den Hügel. Trompeten und Flöten tönen in der Luft. Vor der gemauerten Gruft aus Granitstein herrscht erwartungsvolles Gedränge. Gesprächsfetzen und Gelächter vermischen sich mit der Musik. Die ersten Leute beginnen zu tanzen, einige schwenken die madagassische Nationalflagge, andere recken gerollte Bastmatten in den Himmel. Kinder tollen schreiend über die Wiese, Frauen tuscheln kichernd, die Männer stoßen mit Bier und Toaka Gasy an, einem selbst gebrannten Schnaps aus Zuckerrohr und Reis. Mirana sitzt etwas abseits im kümmerlichen Schatten eines vertrockneten Eukalyptusbaums. Unablässig zwirbelt sie eine Strähne ihres schwarzen Haares zwischen den Fingern...
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